Freitag, 14. März 2014

Der Zehnte Schlüssel

Der zehnte Schlüssel





In unserem Stein durch mich und lang vor mir gemacht / sind beschlossen alle Elementre / alle mineralischen und metallischen Gestalten / ja alle qualitates und Eigenschaften der ganzen Welt / denn in ihm muss gefunden werden die allergrösste und gewaltigste Hitze / Denn durch sein gosses innerliches Feuer wird der kalte Leib des Saturni erwärmt / und durch solche Entzündung in das allerbeste Gold verändert / Es muss in ihm auch gefunden werden die allergrösste Kälte / dieweil durch seinen Zusatz gemildert wird der hitzigeGrad Venus, und lebendige Mercurius coagulirt wird / und gleicher Maßen durch seine Erstarrung zu gutem beständigen Gold werden muss / die Ursache desselbigen  ist / das alle solche Eigenschaften unserer Materia des grossen Steins durch die Natur eingegossen ist / Welche Eigenschaften durch die gradus ignis ausgekocht und gezeitigt werden müssen / bis sie die allerhöchste Vollkommenheit erlangt haben / welches ehe nicht geschieht / es habe denn der Berg Äthna in Sizilia ausgebrannt / und gar keine Kälte mehr auf dem gedichten hohen Gebirge Hyperboreum gefunden wird / welcher Ort man auch Filictum nennen mag.




   Alles Obst / so es vor seiner vollkommenen Reife abgebrochen wird / ist untüchtig und wird welk / das man dasselbe mit Nutz nicht wohl gebrauchen kann / auch so der Hafner seine War durch das Feuer nicht genugsam brennt und gar machet / wird die War’ nicht tüchtig zu gebrauchen / denn sie ist nicht genugsam durch das Feuer gezeitigt.

   Also auch mit unserem Elixir  muss wargenommen und fleißig gemerkt werden /  das man ihm seine rechte Zeit vergönnt / und ja nicht vor derselben seine Wohlfahrt abstricke / damit ihm keine falsche Auflage zugemessen / und ihm die Schuld der Unwürdigkeit aufgewickelt werde / Denn so die Blühte abgebrochen wird / hat man wohl zu erachten / das hernach keine Frucht davon wachsen kann /    Darum ist eilen nicht gut zu der Meisterschaft / denn ein eilender Mensch wirkt selten etwas Gutes in der Kunst / sondern wird durch eilen mehr verderbt denn gut gemacht.

   Darum soll sich kein Suchender durch Begierde verführen lassen / etwas vor seiner Zeit anzunehmen und abzubrechen / damit ihm der Apfel nicht entfalle / und nur den leeren Stiel davon in Händen behält / denn in Warheit / so unser Stein nicht gnugsam gezeitigt wird /  so wird er auch nichts zeitiges wirken können.


   Im Wassergrad  wird die Materia aufgeschlossen / und durch die Fäulung vereinigt / in der Asche überkommt sie die Blühte der Früchte / durch den Sand werden alle Überflüssigkeiten ausgetrocknet / das beständige Flammen-Feuer aber bringt beständige Reife / samt seiner Fixigkeit / Nicht das man matienbad / Rossmist / Asche und Sand nach einander haben / und notwegen brauchen muss / Sondern das die gradus  und das Regimen ignis allein dero Gestalt muss vollführt werden / Denn der Stein wird gemacht in einem leeren Ofen / dreifacher Bewahrung / fest verschlossen / eigesperrt / und durch stetigs Feuer gekocht / bis aller Nebel und Dünste verschwunden / und das Kleid der Ehren mit trefflichen Glanz erschienen / und auf einer statt zu unterst des Himmels verharren / und laufend stehen bleiben wird.   Und wenn die Arme des Königs nicht mehr über sich reichen können / so ist die Herrlichkeit der Welt erstritten / Denn der König ist ewigwehrender Beständigkeit worden / keine Gefahr wird ihm mehr schaden / dieweil er unüberwundlich worden ist / Hierzu sage ich also:  Wenn dein Erdreich in seinem eigenen Wasser aufgelöst ist / so trockne das Wasser durch das gebührliche Feuer ganz und gar aus / so wird die Luft ein neu Leben anblasen / und wenn das Leben wieder leibhaft gemacht / so hast du eine Materia / so rechtswegen keinen anderen Namen haben kann / denn der grosse Stein der Welt / welcher menschliche und metallische Leiber durchgeht / wie ein Geist / ist eine universal Meducin ohne Mangel / denn sie treibt das Böse aus / und erhält das Gute / ist auch eine Verbesserung / das das Böse zugleich mit dem Guten gut werden muss seine Farbe zeucht sich von der durchsichtigen Röhr auf die dunkelbraune / von der Rubinfarbe auf Granaten / und in der Schwere ist er mächtig und überwichtig.

   Wer solchen Stein überkommen / der danke dem höchsten Schöpfer aller Creaturen / für solchen himmlischen Balsam / und bittet für sich und seinen Nächsten / das er denselben gebrauchen möge zu zeitlichem Aufenthalt dieses Jammerrals / und in jener Weltalsdann hernach ewige Wohlfahrt haben möge.   Gott sei für seine unaussprechliche Gabe und Gnade hochgelobt in Ewigkeit / Amen.

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