Freitag, 14. März 2014

Der elfte Schlüssel

Der elfte Schlüssel




Den elften Schlüssel der Vermehrung unseres grossen Steins will ich dir durch ein Gleichnis also vorhalten und kundbar machen.

   Es wohnte im Morgenland ein herzlicher Ritter / Orpheus genannt / der war an Gut überaus reich / und an allem Vermögen sehr mächtig / der hatte seine leibliche und natürliche Schwester / Euridice genannt / zu der Ehe erwählt / für seine Hausfrau erkannt und angenommen / Dieweil er aber keine Erben mit ihr überkommen möchte / und der Sünde Ursach zumaß das er seine Schwester zum Weib erwählt hatte / lag er mit emsigen Anhalt dem Höchsten ständig für Ohren / und durch Bitte zu erlangen / ob er ihm Segen verleihen wollte / seiner Bitte genüge zu vergönnen

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   Und in dem er einsmals mit seinem sehr tiefen Schlaf umgeben und eingenommen war / da kam im Traum ein fliegender Mann zu ihm / Phoebus genannt / der griff und rührt seine Füße an / die waren sehr warm / und sprach zu ihm: Nachdem du edler Ritter viel Königreich und Lande / auch viel Städte und mächtige Herrschaften durchwandert hast / wildem Meer viel Gefahr erlitten / im Kriege so viel erstritten / das du zu einem ritterlichen Stande erkohren / und vor allen andern dir vegönnt worden / dieweil du auch im Kampf und Tunier manch Speer gebrochen / und öfter der Dank dir durch das würdige Frauenzimmer zugesprochen worden / So hat mir der Vater im Himmel befohlen / dir anzuzeigen das deiner Bitte Gehör und Verstattung bei ihm erlangt hast / darum sollst du nehmen das Blut aus deiner rechten Seiten / und das Blut aus deiner linken Seiten deines Weibes / auch das Blut / so deinem Vater und deiner Mutter in ihrem Herzen gesteckt / sind natürliches Rechts nur zweierlei / und doch nur einerlei Blut / die vereinige zusammen / und lass sie alsdenn wiederum eingehen in die Kugel der sieben weisen Meister / ganz blos beschlossen / so wird der geborene  Gross-mächtige gespeist mit seinem Fleisch / und getränkt mit seinem Blut der Ehren / Wenn du das recht machst / so wirst du viel erben / und eine unzähliche Schaar von deinem Leib geboren / hinterlassen / Doch wisse / das der letzte Same in der achten Verjährung der Zeit / wie dein erster Same / daraus du anfänglich gemacht bist / seinen Lauf zum Ende bringen wird / Tust du das öfter / und fängest von neuen an alle mal / so wirst du sehen Kindeskind / das die grösser Welt aus Gebärung des kleinern ganz und gar wird erfüllt werden / aus das dem Schöpfer sein Himmelreich vollkommen besessen wird.

   Wie dieses vollendet war / flog Phoebus wieder hinweg / und erwachte der Ritter / der stand auf von seinem Bette / und wie er dem allen nachkam / wie ihm befohlen war / hatte der Ritter in sll seinem Vornehmen nicht allein das Glück und Heil / sondern Gott bescherte ihm mit seiner Hausfrauen viel Leibeserben / die erlangten auch ferner durch ihres Vaters Testament ein denkwürdigen Namen / und die Ehre der Ritterschaft bleibt bei ihrem Geschlechte / mit Reichtum für und für.

   Mein Lehrer der Kunst / bist du nun Weltverständig / so darft du keiner Auslegung und Interpretation mehr / Da dir aber solcher Verstand mangelt / so gib nicht mir die Schuld / sondern deiner Unwissenheit selbst / denn mir ist weiter Eröffnung des Schlosses verboten / das muss ich halten und demselbigen gehorsamen / Dem es aber der Allmächtige bescheren will / ist es deutlich und klar genugsam geschrieben und noch klarer / das es schier niemand glauben kann / Denn ich habe den ganzen Actum figurate und nach Brauch geschrieben / wie meine Lehrer vor mir auch getan haben / und aber noch klarer / denn ich habe nichts verborgen / hast du das Fell der Trübigkeit abgezogen von deinen Augen / so wirst du finden das jenige / so viel gesucht / und wenig gwfunden haben / Denn die Materia ist allerdinge genannt / auch der Anfang / sowohl  das Mittel / samt dem Ende angezeigt worden.

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